Angststörungen

Behandlung

Einzeltherapeutisches Angebot

Rund fünf bis elf Prozent der jungen Erwachsenen, Jugendlichen oder Kinder leiden unter Angststörungen. Dabei handelt es sich um Ängste vor Objekten oder Tieren, um die Angst zu sprechen, Ängste, in die Schule zu gehen oder sich vor Kollegen zu exponieren, Prüfungsängst oder Angst vor Bezugspersonen oder anderen Personen aus dem Umfeld. Angststörungen können in einzeltherapeutischen Sitzungen oder in einem tagesklinischen Therapieprogramm behandlet werden.

Tagesklinisches Angebot

Das ambulante tagesklinische Therapieangebot des 8-Wochen-Programms beinhaltet:

  • Wöchentlich durchschnittlich 6 therapeutische Stunden (Gruppen- und Einzelpsychotherapie, Ergotherapie)
  • Wöchentlich 4 Stunden Physio- und Sporttherapie einzeln und in der Gruppe
  • Entspannungstraining nach Jacobson
  • Wöchentlich 1 Stunde Selbtsicherheitstraining nach Ullrich (Nein-sagen, Soziale Kontakte knüpfen)
  • Wöchtentlich 1 Stunde Computertrainingsmethoden

Dabei legen wir besonders Wert auf

  • Erlernen des Umgangs mit der Angst (Entspannungsübungen, Sport usw.)
  • Expositionsübungen (langsames Aufsuchen/Konfrontation der angstauslösenden Stimuli)
  • Beachtung des Sozialverhaltens in der Gruppe
  • Einleitung von sozialmedizinischen Massnahmen (Berufsberatung, Hilfestellungen bei Berufs-, Ausbildungs-, finanziellen- und Wohnort-Fragen, etc.).

Falls indiziert werden auch medikamentöse Therapien eingesetzt, dies in Rücksprache mit den vor- und nachbehandelnden Ärzten.

Beispielstundenplan Angstgruppe/Depressionsgruppe

Als Patient/-in im teilstationären oder ambulanten Programm erhalten Sie interdisziplinäre Beratungen in Ihrem persönlichen Problembereich. Gerne vermitteln wir Ihnen weitere Informationen wie wissenschaftliche Studien über Angststörungen, die entspannte Exposition der Angstsituationen, Hilfe zur Verwirklichung gesetzter Ziele, Unterstützung zur Erhaltung des verbesserten Zustands sowie Adressen von Selbsthilfegruppen. Gegebenenfalls vereinbaren wir für Sie einen Termin bei einer kompetenten Fachperson.

Therapieziele

  • dauerhafte Reduktion der Angst
  • Erlernen von Entspannungsübungen
  • Verhinderung von Folgeerscheinungen, wie soziale Isolation, Depression, Suizidalität, etc.

Dazu arbeiten wir mit der Patientin oder dem Patienten zunächst in einer ersten Prozessphase

  • an der Therapiemotivation
  • an der Compliance
  • am vertieften Verständnis der Problem- und Krankheitszusammenhänge
  • am Zugang zur körperlichen Erlebnisfähigkeit über Sport- und Physiotherapie

Diese erste Prozessphase kann sich über einen längeren Zeitraum, oft sogar über die gesamte Dauer der 8 Wochen erstrecken. In diesem Fall wird zwar keine Symptomfreiheit erreicht, dafür aber das Bewusstsein für weitere therapeutische Schritte geschaffen.

Abhängig von der Persönlichkeitsstruktur und den kognitiven Fähigkeiten kann ferner an der Introspektionsfähigkeit, an der Konfrontierbarkeit und an der Konfliktfähigkeit gearbeitet werden.

Wissenschaftlich zu erwartende Erfolgsrate

Follow-up-Untersuchungen bei ambulanten kognitiven Verhaltenstherapien der Angststörungen weisen folgende Resultate auf:

  • 60-75% der Patienten profitieren von Expositionstherapien in vivo (Barlow, 1998).
  • Panikkontrollbehandlungen nach Telch et al. (1993) bewirken 63% Panikfreiheit.
  • Hochpotente Benzodiazepine sowie Antidepressiva nützen im Vergleich zu Reizüberflutung und kognitv-verhaltenstherapeutischen Programmen bei Panikstörung nur wenig (Clum et al., 1993). Benzodiazepine sollten in Kombination mit Antidepressiva verschrieben werden (Salman et al., 2001).
  • Massierte Reizkonfrontation nützt bei Agoraphobie am besten (Schneider & Margraf, 1998).
  • Bei drohenden Ohnmachtsanfällen (Blut-, Spritzen-, und Verletzungsphobie) ist die angewandte Anspannung nach Öst bisher die Therapie der Wahl (Öst, 1996)

 

Literatur Angststörungen

Clum, G.A., Clum, G.A., & Surls, R. (1993). A meta-analysis of treatments for panic disorder. Journal of Consulting and Clinical Psychology, 61, 317-326.

Barlow, D.H., Esler, J.L., Vitali, A.E. (1998). Psychosocial treatments for panic disorders, phobisa, and generalized anxiety disorder: In P.E. Nathan and J.M. Gorman (Eds.). Treatments that work. New York: Oxford University Press.

Öst, L.G. (1996). Spezifische Phobien: In J. Margraf (Hrsg). Lehrbuch der Verhaltenstherapie. Berlin: Springer.

Schneider, S. & Margraf, J. (1998). Agoraphobie und Panikstörung. Göttingen: Hogrefe.

Salzman, C., Goldenberg, I., Bruce, S.E., & Keller, M.B. (2001). Pharmacologic treatment of anxiety disorders in 1989 versus 1996: Results from the Harvard/Brown anxiety disorders research program. Journal of Clinical Psychiatry, 62(3), 149-152.

Telch, M.J., Lucas, J.A., Schmidt, N.B., Hanna, H., Jaimez, T.S. & Lucas, R.A. (1993). Group cognitive-behavioral treatment of panic disorder. Behaviour Research and Therapy, 31, 279-287.